Instruktionen für Wahrheitssucher

Rundschreiben Nr. 2

(Herausgegeben im Jahre 1956)

 

 

Bevor der lebende Meister (ein Adept in der Wissenschaft des Tonstromes oder des WORTES) die Initiation erteilt, wünscht er von jedem vorgesehenen Initiaten, sich an folgende Instruktionen zu halten:

I. Die fünf Haupttugenden, die die Grundlagen der Spiritualität sind, zu kultivieren und zu entwickeln. Diese sind:

1. AHIMSA (nicht angreifen) und non-injury (nicht schädigen) allen lebenden Geschöpfen und noch mehr den Mitmenschen gegenüber, und zwar durch Gedanken, Worte und Taten. – Das ausdrückliche Gebot ist: „Schädige oder verletze kein menschliches Herz, denn es ist der Sitz Gottes.“ Wir müssen Achtung vor den Gedanken anderer haben und Toleranz gegenüber anderen Ansichten.

2. SATAYAM (truthfulness) oder Wahrhaftigkeit. Da Gott die Wahrheit ist, müssen wir die Wahrheit in die Praxis umsetzen. Wahrheit in all unserem Tun. Wenn die Wahrheit im Herzen eines jeden regiert, muss sich die Wahrheit auch im Leben und Wirken offenbaren.

„Sei dir selber treu, und daraus folgt, so wie die Nacht dem Tage, du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen.“

Wir müssen darum die Falschheit um jeden Preis vermeiden. Sie schließt glatte Lügen, Heuchelei, Unehrlichkeit, Unterdrückung der Wahrheit und das Suggerieren von falschen Begriffen ein.

3. BRAHMACHARYA (chastity) oder keusches Leben. Es schließt Enthaltsamkeit in Gedanken, Worten und Taten ein. Wir dürfen nicht lüsterne Blicke nach anderen werfen, noch innerlich unreine Gedanken aufrechterhalten, denn „Keuschheit ist Leben und Sexualität ist der Tod." Wenn wir den Pfad des Ewigen Lebens zu beschreiten wünschen, müssen wir sowohl äußerlich als auch innerlich sauber und rein sein.

4. PREM oder Liebe für alle lebenden Geschöpfen und noch mehr für alle menschlichen Wesen. Lasst den Hass wegen nichts! Die ganze Schöpfung ist die Offenbarung Gottes, und wir müssen sie darum lieben und achten.

„Wer die Liebe nicht kennt, kann Gott nicht kennen.“

5. NISHKAM SEVA oder selbstloser Dienst allen lebenden Geschöpfen gegenüber in Leid und Bedrängnis. Wenn e i n Körperglied keine Ruhe halten kann, werden auch die anderen Glieder davon betroffen.

„Dienen  v o r  Eigennutz sollte deshalb unser Motto im Leben sein.“

II. Die drei Reinheitsgebote hinsichtlich der Ernährung, des Lebensunterhalts und der Lebensführung praktizieren:

1. AHAR oder Ernährung: Was wir essen, dient dazu, Körper und Geist aufzubauen. „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ ist wohl eine wohlbekannte Redewendung. Bei ungesunder Nahrung können wir weder das eine noch das andere haben. Eine streng vegetarische Kost bestehend aus Gemüsen und Früchten, frisch wie getrocknet., Getreide (Weizen, Gerste, Mais, usw.), Molkereiprodukte wie Milch, Rahm, Butter, Käse, Yoghurt etc. ist für alle Aspiranten nach Wahrheit wesentlich. Wir müssen deshalb Fleisch, Fleischsäfte (Wurst), Fisch, Geflügel, Eier (befruchtete wie auch unbefruchtete) oder etwas, das von diesen Bestandteilen in irgendeiner Form oder einem auch nur den geringsten Grad enthält, meiden.

Jedes Tun hat seine Reaktion, und Fleisch usw. zu essen, zieht neues Karma nach sich und trägt somit dazu bei, das unerbittliche karmische Rad in Bewegung zu halten; denn wir müssen ernten, was wir gesät haben.

Die oben angeführten Verbote gelten ebenso für alle Arten von alkoholischen Getränken, Opiaten und betäubenden Drogen, da sie dazu angetan sind, unser Bewusstsein stumpf und krank. zu machen.

„Der Körper ist der Tempel des Lebendigen Gottes, und er muss peinlich sauber gehalten werden.“

Jeder für die Initiation vorgesehene Bewerber sollte deshalb vorher für wenigstens 4 - 6 Monate versuchen, sicherzustellen, dass er daran festhalten kann, wenn er auf den Plan gestellt ist.

2. VIHAR oder Unterhalt: Mit der Diät eng verbunden sind die Mittel des Lebensunterhaltes. Es gibt keine Abkürzungswege in der Spiritualität. Der Zweck rechtfertigt hier nicht die Mittel, sofern man der Auffassung ist, dies irgendwo anders so halten zu können. Unedle Mittel um den Lebensunterhalt zu verdienen verunreinigen die Nahrung und wahrlich selbst den Urgrund des Lebens. Ein rechtschaffener Lebensunterhalt im Schweiße des Angesichts verdient, ist in dieser Hinsicht wesentlich. Die Lebenspflanze ist darum mit reinem Wasser zu nähren, damit sie stark und gesund wird, ein geeignetes Instrument für die Blütezeit der Spiritualität.

3. ACHAR oder Lebensführung: Die oben angeführten Bemerkungen gelten genauso für jemandes Verhalten im Leben. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede Tat, ob gut oder schlecht, hinterlässt einen unauslöschlichen Eindruck im Gemüt und es muss darüber Rechenschaft abgelegt werden. Darum die Notwendigkeit für gute Gedanken, rechtes Trachten und rechtes Verhalten, welche alle die Hecke um den jungen Baum der Spiritualität bilden.

III. SATSANG oder Vereinigung in der Wahrheit:

Die Führung durch den lebenden Meister ist von höchster Wichtigkeit. Ein Meister ist in der Tat ein Meister – Meister in allen drei Phasen des Lebens. Ein Guru oder Meister auf der physischen Ebene teilt unsere Freuden und Leiden, leitet jeden einzelnen von uns liebevoll in seinen irdischen Angelegenheiten und gibt uns vor allem die spirituellen Instruktionen. Ein Guru Dev oder die Strahlende Form des Meisters in den Astral- und Kausal-Regionen hilft dem Geist in der Meditation an jedem Ort. Und jenseits davon der Satguru oder der Meister der Wahrheit, oder die Wahrheit selbst.

Die Wichtigkeit, den Satsang oder die spirituelle Zusammenkunft zu besuchen, kann nicht nachdrücklich genug betont werden. Theorie geht immer der Praxis voraus. Es ist also notwendig; die Lehren des Meisters in jeder Hinsicht klar zu verstehen, bevor man mit der spirituellen Praxis beginnt. Der Meister ist das A und 0 und wirklich das letzte Ziel auf dem spirituellen Pfad. Doch Er verlangt keinen blinden Glauben, wenn auch der erfahrungsmäßige Glaube notwendig ist, um zu beginnen. Er betont nachdrücklich:

„Glaube nicht den Worten eines Meisters, es sei denn, dass du die Wahrheit selbst siehst, oder zumindest eine Erfahrung von ihr hast.“

IV. SPIRITUALITÄT:

Es ist ein Pfad der Liebe, der Disziplin und der Selbstkontrolle. Nach der anfänglichen Erfahrung, die zur Zeit der Initiation gegeben wird, liegt das übrige an der unermüdlichen, regelmäßigen Praxis, wie sie durch den Meister anempfohlen wird. Die tägliche Praxis, in liebevollem Vertrauen und in alle Aufrichtigkeit und Demut ausgeführt ist der Eckstein, um den sich jeder Schüler drehen muss, wenn er Fortschritte auf dem Pfad machen will. Liebe für den Meister heißt: unbedingter Gehorsam gegenüber seinen Geboten.

V. Alle Symbolik und jede Art von Ritualen sind zu unterlassen:

Das Einhalten von religiösen Praktiken, Riten und Ritualen, das Abhalten von strengen Nachtwachen, das Teilnehmen an Pilgerfahrten etc., wie das Ausführen von Atemübungen gehört nur zu den Grundstufen, die in uns den Wunsch erzeugen, Gott näher zu kommen oder Ihn zu finden. Man hat den besten Gebrauch davon gemacht, wenn man auf den Weg zurück zu Gott gestellt ist, welcher die Wissenschaft vom Wort und dem Tonstrom eine einzige für die ganze Menschheit ist. Einer, der dieser Wissenschaft folgt, bedarf der Anfangsschritte nicht. Kurzum, alle Handlungen, die physische Anstrengung in sich schließen, gehören in den Bereich der physischen Welt, während wir uns über den Körper und das körperliche Bewusstsein erheben müssen, um die Verbindung mit den ursprünglichen Offenbarungen der Gottheit zu erlangen: Dem Licht und dem Ton. Man kann Gott nicht mit den Händen anbeten.

„Gott ist Geist und wir müssen Ihn im Geist anbeten.“

VI. Aufzeichnung des Verhaltens und der Weiterentwicklung:

Jedem Wahrheitssucher wird eingeschärft, genaue, objektive Aufzeichnungen seines täglichen Verhaltens zu machen, damit er seine Schwächen herausfindet und versuchen kann, eine nach der anderen auszurotten, sowie seinen Fortschritt auf dem Pfad und die verschiedenen Schwierigkeiten und Unzulänglichkeiten die im Wege stehen, zu notieren. So gehalten, ist das Tagebuch alle drei Monate für weitere Führung an den Meister zu senden.

VII. Gesuch um Initiation:

Jeder aufrichtige Bewerber für die spirituelle Wissenschaft, der an dem oben Gesagten nach vorangegangener Enthaltsamkeit in der Diät (für etwa 3 - 6 Monate) festhält, kann die Bitte um Initiation auf dem für diesen Zweck vorgesehenen Formular mit kurzem Lebensbericht, Alter, ehelichem Stand und dergleichen, zusammen mit einem Foto einsenden. Alle Bitten um Initiation sind an den nächsten Repräsentanten des Meisters zu seiner Billigung zu richten und die Initiations–Instruktionen werden nur gegeben, wenn der Meister es genehmigt hat. Ort und Zeit für die Initiation sind in jedem Fall vom Repräsentanten mitzuteilen.

VIII. RUHANI SATSANG oder DER PFAD DER MEISTER:

Die Wissenschaft der Lebenden Meister ist die älteste und die vollkommenste Wissenschaft, die es jemals auf der Welt gegeben hat. Sie ist die natürlichste, der am leichtesten zu folgen ist, und die Menschen jeden Alters praktizieren können. Ehrliches Leben, Beruf, Stand und Glauben, soziale und religiöse Zugehörigkeit, Armut und Unwissenheit sind kein Hindernis. Es ist eine innere Wissenschaft der Seele und besteht in der Fühlungnahme mit der Überseele durch die Hilfe und Führung des spirituellen Adepten, der in der Theorie und Praxis des Para Vidya oder der Wissenschaft des Jenseits wohlerfahren und fähig ist, bei der allerersten Sitzung zum Zwecke der Meditation eine Ersthanderfahrung zu gewähren. Nichts ist um des Vertrauens oder Glaubens willen anzunehmen. Wunder, geistige Heilungen, physische Phänomene, Zukunftsvoraussagen, Akash-Aufzeichnungen und weltliche Wünsche sind alle beiseite zu lassen, denn dies sind unbedingte Hindernisse auf dem Pfad. Die ganze Kraft ist für den inneren Fortschritt zu erhalten!

„Suchet zuerst das Reich Gottes und alle anderen Dinge werden euch dazugegeben.“

Dies ist die höchste Wahrheit, die seit der eisgrauen Vorzeit, seit den Tagen der Schöpfung, durch Weise und Seher immer gelehrt wurde. Sie ist unveränderlich und wird es bleiben.

Gott, der Gottespfad und der Gottmensch können niemals eine Änderung erfahren – sie werden ewig bestehen.

 

KIRPAL SINGH

 

 


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